Die Ciudad Perdida Spirituelle Wanderung zählt zu den eindrücklichsten Erfahrungen meines Lebens. Vier Tage im kolumbianischen Dschungel, durch Schlamm, Nebel und Moskitowolken – aber auch durch tiefe Selbsterkenntnis. Diese Reise war mehr als eine Trekkingtour: Sie war ein Spiegel.
Ich hatte schon oft mit dem Gedanken gespielt, so eine mehrtägige Wanderung zu machen. Der Wunsch war da – irgendwo zwischen Abenteuerlust, spiritueller Sehnsucht und körperlicher Neugier. Aber ich wusste nie: Was braucht man dafür wirklich? Was nehme ich mit? Was lasse ich zurück?
Die Antwort kam mit der Ciudad Perdida.
Am 10. Juli – bei Vollmond – flogen wir von Bogotá nach Santa Marta. Mein Partner und ich. Ankommen. Eine letzte Nacht mit Dusche, WLAN und weißen Laken. Dann holte uns um 07:30 Uhr der Fahrer ab. Spätestens als wir in Machete Pelao ankamen, war klar: Ab hier keine Straße mehr. Keine Ausreden. Kein Rückzug.
Nur noch Schritte. Und Schweiß.
Der erste Tag war intensiv. Nicht, weil der Weg so schwer war. Sondern weil mein Körper mir zeigte, was ich mit mir herumschleppe. Zu viel Kleidung. Zu viel "Was-wäre-wenn"-Ausrüstung. Und – natürlich – zu viele Gedanken.
Nach nicht mal einer Stunde war alles durchgeschwitzt. Meine Kleidung klebte wie ein Spiegel auf meiner Haut. Ich verstand sofort: Das hier wird kein Spaziergang. Es wird ein Reinigungsritual.
Nicht weil es geplant war – sondern weil es unausweichlich war.
Ich habe versucht, mich einzulassen. Auf die Geräusche. Auf die Hitze. Auf das Schweigen der Gruppe. Auf meine eigenen Gedanken. Es gab keine große Eingebung. Kein spirituelles Feuerwerk.
Nur diesen einen Satz: „Du bist es, der die Probleme macht – und du bist es, der sie lösen kann.“
Nicht neu. Aber plötzlich ganz nah. Ich begann zu begreifen: Der Dschungel spricht nicht mit dir. Er beobachtet, wie du mit dir selbst redest.
Am dritten Tag war es dann soweit. Wir standen vor den 1.200 Steinstufen. Ciudad Perdida. Die „Verlorene Stadt“. Ich war barfuß. Meine Affirmationen auf den Lippen. Und ich war bereit, zu empfangen.
Aber: Nichts. Keine Gänsehaut. Kein Licht. Kein Zeichen.
Stattdessen: Moskitos. Viele. Und eine Geschichte, die tief ging: Von indigenen Völkern, die ihre heilige Stätte aus Reue zurückgaben. Von Kolonialisten, die plünderten. Von Tuberkulose, die fast auslöschte, was heilig war.
Dann kam er doch, der Impuls: Ich hatte in Italien einst eine Schutzkette bekommen – mit Bildchen der Jungfrau Maria. Ein christliches Symbol, getragen auf indigenem Land. Ich vergrub es dort. Unter einem Stein. Nicht aus Scham, sondern als Geste.
Ein Zeichen: Auch wir dürfen zurückgeben.
In dem Moment spürte ich die Energie fließen. Kein großes Drama. Aber: etwas hatte sich bewegt.
Auf dem Rückweg kam der Regen. Sanft erst, dann flutend. Alles war nass. Die Schuhe, die Rucksäcke, die Haut. Ich hätte fluchen können. Stattdessen: Erleichterung.
Ich habe mich reingewaschen gefühlt. Nicht äußerlich, sondern innen. Ich habe weniger gesprochen, mehr gespürt. Ich habe keine Bilder mehr gemacht – sondern einfach geschaut.
Am letzten Tag, kurz vor dem Ende, lag da ein Stück Zuckerrohr auf dem Weg. Ich schnitt es auf, teilte es mit der Gruppe. Es war zäh. Nicht besonders süß. Aber genau richtig.
Ich weiß nicht, was sich in mir verändert hat. Noch nicht. Aber ich spüre: Ich kann meinem Körper vertrauen. Ich kann meiner Intuition folgen. Und ich trage immer noch zu viel. Nicht nur im Rucksack.
Diese Wanderung war kein magischer Schlüsselmoment. Aber sie war ein ehrlicher Spiegel. Und das ist vielleicht noch viel mehr.
Der Tag beginnt in Santa Marta. Von dort starten wir im Range Rover. Nach 64,2 km und rund 2 Stunden 20 Minuten Fahrt erreichen wir das Startrestaurant im kleinen Dorf Machete Pelao – ein staubiger Ort mit typisch kolumbianischen Häusern. Aber hier gibt es schon kein Mobilfunksignal mehr. Dafür gibt es ein erstes kolumbianisches Mittagessen und letzte Hinweise zur Route.
Um 12:56 Uhr beginnt die erste Wanderetappe – 9,76 km mit 542 Höhenmetern in knapp über drei Stunden. Der Weg führt durch üppiges Grün, vorbei an kleinen Gehöften, steilen Hängen und immer wieder Stopps zur Erholung – darunter eine willkommene Pause mit frischer Wassermelone. Als besonderes Highlight kühlen wir uns in einem natürlichen Flusspool ab – klares Wasser, tropische Geräuschkulisse, pures Ankommen.
Nach einem kurzen Aufstieg von 1 km (17min, 86 Hm) erreichen wir gegen 17 Uhr das Campamento de Alfredo. Dort gibt es ein leckeres, warmes Abendessen (Mojarra) und unsere erste Nacht mitten im Dschungel – mit Moskitonetz, aber ohne Komfort.
Nach dem Frühstück um 05:30 Uhr – wie jeden Tag bestehend aus Rührei, Arepa und Frucht – brechen wir um 06:09 Uhr auf. Die heutige Etappe führt uns in zwei Abschnitten tiefer ins Herz der Sierra.
Vormittags wandern wir 7,89 km (394 Hm) über etwa 3 Stunden Gehzeit, inklusive Pausen und einem längeren Halt mit einem Vertreter der indigenen Bevölkerung. Die Begegnung ist etwas touristisch und nicht ganz klar strukturiert, gibt aber Einblick in Denkweise und Bildsprache der Region. Nach Ankunft: Eintauchen im Fluss – ein kollektives Bad als Wohltat für Körper und Geist. Anschließend Mittagessen im Campamento Mumake.
Nachmittags, um 12:31 Uhr, geht es weiter: 8,31 km, 551 Hm in 2h 49min. Die Strecke ist anspruchsvoll, aber durch Stopps mit Wassermelone und Orangen gut zu bewältigen. Kaum erreichen wir das Campamento Paso Lorenzo, beginnt ein heftiger Tropenregen. Glück gehabt – wir bleiben trocken, der Abend verläuft ruhig mit Ausruhen, Abendessen und Übernachtung im Moskitonetz-Bett.
Der Wecker klingelt früh. Um 06:05 Uhr starten wir Richtung Ciudad Perdida. Der Pfad führt durch den Nebel, über eine schmale Hängebrücke und schließlich über die legendären 1.200 Steinstufen zur „Verlorenen Stadt“ – teils rutschig, schmal und mystisch. Nach 56 Minuten (2,83 km, 302 Hm) erreichen wir die ersten Steinterrassen. Noch ist kaum jemand außer uns da – ein Moment der Stille, des Staunens.
Die folgenden zwei Stunden verbringen wir im oberen Teil der Anlage. Unsere Reiseleiterin – keine Indigene, aber aus Machete Pelao – erklärt die Struktur der Stadt und die Geschichte der Tairona. Manche hören konzentriert zu, andere wandern still über die grünen Plateaus. Langsam geht die Sonne hinter dem Berg auf und vertreibt die immer wieder umherstreifenden Nebelschwaden. Einen Snack gibt es natürlich auch hier. Genauso wie viel Zeit zum Spüren des Ortes.
Um 10:10 Uhr treten wir vom oberen Plateau den Rückweg an: 3,94 km, 89 Hm in 1h 47min, mit Erklärstopps auf dem Weg zurück ins Camp. Nach dem Mittagessen beginnt um 13:12 Uhr die letzte Etappe des Tages – ein durchgängig nasser Abstieg nach Campamento Mumake: 7,8 km, 270 Hm in 2h 35min, mit gewohnter Obstpause. Wir kommen durchnässt, aber wohlbehalten an. Abendessen, trockene Kleidung, frühes Zubettgehen.
Noch vor Sonnenaufgang geht es weiter. Um 06:03 Uhr verlassen wir Campamento Mumake und wandern in 2h 26min (7,92 km, 439 Hm) zurück zum Campamento de Alfredo. Die Landschaft ist jetzt vertraut – Bäche, rutschige Wurzeln, vereinzelte Palmen. Unterwegs gibt es erneut frische Wassermelone und einen Snack vor dem finalen Abstieg.
Nach kurzer Pause starten wir um 09:06 Uhr zur letzten Etappe: 10 km, 281 Hm in 2h 37min. Wir finden Zuckerrohr am Wegesrand – teilen es, kauen, lachen. Mit Erreichen des Restaurants in Machete Pelao gegen Mittag endet der Wanderteil. Nach dem gemeinsamen Essen bringt uns der Jeep zurück nach Santa Marta. Punkt 15 Uhr sind wir zurück im Büro von Magic Tour – müde, aber erfüllt.
Die Wanderung zur Ciudad Perdida ist kein Spaziergang, sondern eine mehrtägige, körperlich fordernde Dschungel-Erfahrung mit spirituellem Potenzial. Hier findest du alle relevanten Informationen zur Vorbereitung, Buchung, Ausrüstung und Durchführung – aus der Praxis für die Praxis.
Die Trockenzeit in der Sierra Nevada liegt grob zwischen Dezember und März sowie Juli bis Anfang September. In der Regenzeit kann es zu Erdrutschen, extrem rutschigen Pfaden und gesperrten Strecken kommen.
Empfehlung: Juli ist grenzwertig – aber machbar, wenn du auf Nässe vorbereitet bist.
Wichtig: Es handelt sich nicht um eine klassische Wanderung, sondern um eine Tropenexpedition mit kulturellem Kontext.
Die Ciudad Perdida darf nur mit lizenzierten Führer*innen betreten werden – und das aus gutem Grund:
Übernachtet wird in einfachen Dschungelcamps mit:
Die Verpflegung war auf meiner Tour überdurchschnittlich gut – auch für sensible Mägen.
Du brauchst kein High-End-Equipment, aber:
Ich habe bewusst minimalistisch gepackt – und trotzdem zu viel dabei.
Wer mit Präsenz und offenem Herzen geht, kann in dieser Tour mehr erleben als Natur:
Alle Ratschläge sollten bei einem Großteil der Menschen die gewünschten Resultate erzielen. Ich mache hier aber ausdrücklich keine Heilversprechen und möchte auch nicht so verstanden werden.
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