Es war ein Montag gegen 15:30 Uhr. Vormittags stapelten sich Akten und E-Mails, danach eine dichte Sprechstunde – genau die Uhrzeit, in der früher das Nachmittagsloch kam. Diesmal nicht! Zwei Tage zuvor hatte ich abends wieder einen Ansatz vorbereitet: 1 l Bio-Direktsaft in eine saubere Flasche, 1 Portionsbeutel „Premizym aktiv“, stehen lassen bei 20–24 °C. Am Morgen kam die Flasche in den Kühlschrank, damit der Ansatz sanft ausreift.
Kurz vor dem Mittag trank ich ein kleines Glas, am Nachmittag noch einmal ein paar Schlucke. Der Kopf blieb klar, der Bauch entspannt. Kein Zuckernachschlag, keine Schwere. Ein schlichter, selbst gemachter Ferment-Saft – mehr war es nicht. Das leise Prickeln auf der Zunge, der weniger süße und dennoch runde Geschmack: genau richtig für diesen Moment.
Seitdem steht bei mir oft eine Flasche bereit. Für eine Person reicht 1 l meist 4–5 Tage. Wenn mehrere mittrinken, ist sie schneller leer. Ich mache daraus kein Dogma – es ist ein Werkzeug, das bereitsteht, wenn es passt. Unten findest du die Anleitung, damit du das genauso unkompliziert umsetzen kannst – Schritt für Schritt, so erklärt, dass du es direkt nachmachen kannst.
Fermentiertes ist keine Mode, sondern eine bewährte Art, Lebensmittel milder und bekömmlicher zu machen. Ein kurz vergorener Saft kann helfen, regelmäßiger zu essen, seltener zu naschen und entspannter zu bleiben – ohne die Ernährung komplett umzustellen. Viele berichten: kleine Mengen vor dem Mittag oder am Nachmittag nehmen den Druck aus dem „Süßes-jetzt!“-Fenster. Diese kleinen Schlucke sind weniger eine „Zwischenmahlzeit“ als ein Anker: kurz trinken, durchatmen, spüren – und erst dann entscheiden, wie es weitergeht.
Worum es dabei geht, ist gleichmäßige Energie. Der Hunger kommt ohne starke Spitzen, Sättigung stellt sich früher ein und das Bedürfnis nach schnellen Snacks sinkt. Gerade bei viel Schreibtischarbeit, heißen Tagen oder in Phasen hoher Belastung ist dieser ruhigere Rhythmus angenehm spürbar.
Damit es gärt, brauchen Mikroorganismen Zucker (aus dem Saft), Zeit und eine gemütliche Temperatur. Sie bauen einen Teil der Süße ab und bilden organische Säuren und feine Kohlensäure – deshalb schmeckt der Saft runder, weniger süß und perlt leicht. Je wärmer, desto schneller; je kälter, desto langsamer. Sauberkeit ist wichtig, aber du brauchst keinen sterilen Raum: heiß ausgespülte Flasche, sauberes Arbeiten – fertig.
Mit etwas Abstand vor der Mahlzeit trifft der Magen bald auf Nahrung. Das puffert Magensäure. Empfindliche Milchsäurekulturen und Hefen überleben so eher und erreichen den Darm in höherer Zahl. Studien zeigen: Mit Nahrungsmatrix (z. B. Brei/Milchprodukte) ist die Überlebensrate probiotischer Kulturen messbar höher als ohne.
Enzyme zerlegen Kohlenhydrate in Zucker, Eiweiß in Aminosäuren und Fett in Fettsäuren. Diese Vorarbeit macht den Speisebrei für die körpereigenen Verdauungssysteme leichter handhabbar. Das ist vor allem dann relevant, wenn die eigene Enzymleistung situativ „am Limit“ ist (üppige Mahlzeit, Stress, wenig Kauen). Evidenz: Enzyme spalten Makronährstoffe; Ergänzungen können die körpereigene Verdauung technisch unterstützen.
Lösliche Ballaststoffe wie Inulin und Akazienfaser können den Anstieg des Blutzuckers nach der Mahlzeit etwas abflachen. Mechanismen: Verzögerte Magenentleerung und langsamere Aufnahme sowie Signalstoffe der Darmflora. Klinische Daten zeigen für ein Inulin-„Preload“ geringere postprandiale Glukosewerte; die Stärke des Effekts hängt von Person und Mahlzeit ab.
Inulin und Akazienfaser sind Präbiotika. Sie dienen vor allem Bifidobakterien und anderen günstigen Keimen als Nahrung. Diese vergären die Fasern zu kurzkettigen Fettsäuren (SCFA). Akazienfaser zeigt in Übersichtsarbeiten eine bifidogene Wirkung und gute Verträglichkeit.
Eine dieser SCFA ist Butyrat. Sie ist Hauptbrennstoff der Zellen der Dickdarmschleimhaut und unterstützt die Barrierefunktionen. Das ist ein plausibler Grund, warum manche Menschen ihre Mahlzeiten damit als „bekömmlicher“ erleben.
Diese Punkte sind Erfahrungswerte. Sie variieren je nach Person und Menü.
Mit heißem Wasser gründlich ausspülen, abtropfen lassen. Auch nach dem Geschirrspüler notwendig, damit keine Spülmittelreste bleiben.
1.000 ml Bio-Direktsaft einfüllen. 2–3 cm Kopfraum lassen, damit die Kohlensäure Platz hat. Kein Wasser in den Ansatz geben.
1 Portionsbeutel auf 1 l Saft. Kurz schwenken, damit sich alles verteilt.
Deckel nur locker auflegen (bei Bügelglas: Gummiring, aber Klammern offen lassen) oder einmal täglich kurz lüften. So kann Druck entweichen.
Du musst nicht probieren: Ein feiner perliger Schaum oben ist ein gutes Reifezeichen. Dann in den Kühlschrankstellen. Für mehr Spritzigkeit die Raumzeit vor dem Kühlen um 12–24 h verlängern.
Gekühlt hält sich der Ansatz in der Regel 3–5 Tage. Vor dem Einschenken kurz aufschwenken – der Bodensatz (Hefen)darf mitgetrunken werden. Im Glas nach Geschmack mit gefiltertem Wasser verdünnen.
Hinweis: Nicht zu viel auf einmal. Das Getränk soll beruhigen, nicht antreiben. Wenn du merkst, dass du ständig mehr willst, ist das ein Zeichen, langsamer vor zu gehen und die Menge zu reduzieren.
Kurz: Ja. Aber: Fruchtsäfte enthalten naturbedingt auch Spuren von Alkohol (z. B. Apfelsaft 0,06–0,66 g/L ≈ 0,008–0,084 % vol). Beim selbst angesetzten Getränk steigt der Gehalt mit Zeit und Temperatur. Der Anbieter nennt für Premizym nach ~2 Tagen ca. 0,7–1,2 % vol. Wer Alkohol meidet oder unter 0,5 % bleiben möchte, sollte sehr kurz reifen lassen (früh kühlen) – sonst bitte nicht verwenden.
Am feinen, perligen Schaum oben und an der leichten Druckentwicklung in der Flasche.
Am besten gefiltertes Wasser verwenden. Mineralwasser ist weniger geeignet.
Apfel/Birne sind mild und zuverlässig. Rote Traube wird kräftiger und braucht meist etwas länger. Sehr saure/frisch gepresste Säfte eher meiden.
Meist genügen 100–200 ml/Tag. Entscheidend ist, wie du dich fühlst – lieber konstant kleine Mengen als große Schwankungen.
Ja, darfst du. Wenn du sehr empfindlich bist, nimm es vor der Mahlzeit. Viele vertragen es auch zwischen den Mahlzeiten gut. Finde deinen Rhythmus.
Ja. Setze zwei Flaschen versetzt an (z. B. Tag 1 und Tag 3), dann hast du konstant Nachschub, ohne dass etwas überreift.
Ein kurzes Aufschwenken vor dem Einschenken reicht. Starkes Schütteln direkt vor dem Öffnen kann zu Überschäumen führen.
Gut gekühlt und mit locker aufgelegtem Deckel. Das bremst die weitere Gärung und verhindert Druckaufbau.
Idee: Das fertige Ferment-Getränk (nicht der Pulverbeutel) liefert lebendige Hefen und milde Säure – ähnlich einem sehr weichen Sauerteig.
Vorteig: 100 g Weizen- oder Dinkelmehl + 80–100 ml Ferment-Getränk glatt verrühren (bei Vollkorn 110–120 ml), 1–2 Prisen Salz zugeben, abdecken und 8–12 h bei Raumtemperatur gehen lassen, bis es deutlich Blasen zeigt und angenehm mild duftet.
Hauptteig: Vorteig + 300–350 g Mehl + 180–220 ml Wasser + 8–10 g Salz. Kneten, 60–90 min gehen lassen (1–2× dehnen und falten), formen, weitere 45–60 min Stückgare. Bei 230 °C mit Dampf anbacken (10 min), dann 200 °C ausbacken (30–35 min). Gehzeiten sind Richtwerte – sie hängen von Raumtemperatur und Aktivität des Vorteigs ab.
Geschmack: mild-säuerlich, aromatisch; elastische Krume, knusprige Kruste.
Prinzip: Das Ferment-Getränk kann als Gärstarter für zuckerhaltige Flüssigkeiten dienen (z. B. Malzwürze, Traubenmost). Es bringt Naturhefen und Milchsäurekulturen mit, die den Ansatz anstoßen.
Praxis grob: Sauberes Gärgefäß, Siphon/Airlock verwenden, Temperatur 20–24 °C. Anstellen: auf 1 l Würze/Most 50–100 ml Ferment-Getränk geben, vorsichtig mischen, verschließen (Airlock). Gärverlauf: Bläschen nach 12–36 h. Nach 3–7 Tagen probieren/messen, dann kühl stellen. (Küchen-Variante; ersetzt keine Brau-/Kellertechnik.)
Hinweis: Regionale Vorschriften beachten (z. B. Anzeige-/Steuerpflichten beim Bierbrauen; Weinrecht). Nur für Volljährige.
Sauberkeit ist zentral: Flaschen/Gläser heiß ausspülen, Hände/Utensilien sauber halten.
Alkohol: Durch Gärung entsteht Alkohol. Nicht für Kinder und nicht in Situationen, in denen Alkohol ausgeschlossen sein muss.
„Premizym aktiv“ kombiniert Naturhefen (u. a. Saccharomyces cerevisiae und S. boulardii), Milchsäurekulturen (Lactobacillus acidophilus, Bifidobacterium lactis), Enzyme sowie lösliche Ballaststoffe wie Inulin und Gummi arabicum.
Hefen vergären Zucker und liefern Stoffwechselprodukte, die anderen Darmbewohnern als Substrat dienen; S. boulardii zeigt in Studien u. a. Toxin-Bindung und Modulation entzündlicher Signalwege.
Lactobacillus bildet Milchsäure, senkt den pH-Wert und schafft damit ein Milieu, in dem pH-sensitive Keime schlechter wachsen.
Bifidobacterium nutzt vor allem Inulin-/Fructan-Substrate und bildet daraus Acetat/Laktat, die wiederum Butyratbildner füttern.
Butyrat dient den Darmepithelzellen als Energiequelle und unterstützt die Barrierefunktion.
Inulin wirkt präbiotisch; Gummi arabicum fördert in Modellen und Studien die Bildung kurzkettiger Fettsäuren und begünstigt Bifidobakterien.
Enzyme haben die Grundaufgabe, Nährstoffe in resorbierbare Bausteine zu zerlegen: Kohlenhydrate → Zucker, Proteine → Aminosäuren, Fette → Fettsäuren.
Kurz gesagt: 15 Minuten vor dem Essen getrunken verbessert das Getränk das „Ankommen“ der Kulturen im Darm, startet die Verdauung technisch vor, dämpft den schnellen Zuckeranstieg etwas und füttert nützliche Bakterien, die daraus Energiebausteine für die Darmwand bilden.
Wenn du das für dich passend einbauen willst (Saftwahl, Gärzeit, Tagesrhythmus, Histamin-Themen):
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Alle Ratschläge sollten bei einem Großteil der Menschen die gewünschten Resultate erzielen. Ich mache hier aber ausdrücklich keine Heilversprechen und möchte auch nicht so verstanden werden.
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